Mit 50 Sachen über den Asphalt zu sausen, das ist wohl der Kindertraum schlechthin. Das muss auch für viele ein Traum bleiben, denn der Motorsport ist teuer. Alleine eine Kartsaison kann über 100 000 Euro verschlingen. Wer das Geld hat, der kann mit etwas Glück in die Fußstapfen von Schumacher und Vettel treten. Jugend-Kartslalom ist die günstigere Alternative. Die Fahrzeuge werden von den Motorsportvereinen gestellt und müssen nicht selbst gekauft werden, wie es im normalen Rennsport üblich ist. Auch die Startgebühren werden von den Vereinen getragen.
(Bild: Neu)
Deshalb hat Jugend-Kartslalom nicht viel mit dem „echten“ Kartsport gemein. Der Unterschied ist schon direkt an der Strecke spürbar: Der Meisterschaftslauf wird auf einem Parkplatz ausgetragen, es gibt keinen Konkurrenzkampf zwischen den Sportlern. Die jungen Fahrer kommen in Begleitung ihrer Eltern zum Wettkampf.
Allgemein ist die Stimmung zwischen den Vereinen gelöst, man kennt sich von den Rennwochenenden, die man gemeinsam verbringt. Einige reisen mit dem Wohnmobil an. Jugend-Kartslalom ist ein Familiensport. Alle, die mitkommen, sind davon begeistert und bekommen leuchtende Augen, wenn sie von „ihrem“ Sport erzählen dürfen.
(Bild: Sascha Lotz)
So auch Alfred Guichard, Vorsitzender des MSC Zwingenberg. Er ist Gründungsmitglied des Vereins und hat schon beim ersten Wettkampf in Zwingenberg mitgewirkt, damals noch als zweiter Schriftführer. Das war vor 28 Jahren. Gut erinnert er sich noch an den 25. Jubiläumslauf in Zwingenberg. „Damals fuhren der Landrat und der Bürgermeister gegeneinander“, erzählt er, „Der Landrat ist gut gefahren und hat sogar gewonnen.“
Zwingenberger nutzen Heimvorteil
So gut lief es auch am Sonntag für den Zwingenberger Nachwuchs beim diesjährigen siebten Lauf der Hessenmeisterschaft auf dem Melibokus-Zentralparkplatz. Als um die Mittagszeit der erste Startschuss fiel, ahnte keiner, dass die Jugend des MSC den Heimvorteil voll ausfahren konnte. Bei besten Bedingungen fuhr direkt im ersten Durchgang Christian Gerisch mit zwei Sekunden Vorsprung auf den ersten Platz in seiner Altersklasse. Auch Vereinskollege Mirko Schöber sicherte sich den vorläufigen ersten Rang und die Tagesbestzeit der männlichen Jugend. Dennoch musste er sich am Ende mit Platz zwei zufriedengeben.
Nach einer kurzen Regenpause im dritten Durchlauf fuhren schließlich gleich drei Zwingenberger auf Platz eins. „Wir sind voll zufrieden mit dem heutigen Ergebnis, das Wetter hat auch mitgespielt, besser kann es nicht sein.“, fasst Guichard den Wettkampf zusammen.
Nächstes Jahr steht zum 30. Mal ein Hessenmeisterschaftslauf in Zwingenberg an. „Mal sehen, was wir dann Besonderes machen“, blickt stellvertretende Bürgermeisterin Karin Rettig voraus.
Rund um den Kartslalom
Gewertet werden bei einem Hessenmeisterschaftswettkampf im Jugend-Kartslalom die zwei besten Zeiten von drei Durchgängen. Die Strecken haben keine feste Länge – als Richtwert wird eine Streckenzeit von 38 Sekunden gesetzt. Die Gewinner des gastgebenden MSC Zwingenberg am Sonntag waren Jonas Gerhard (14 Jahre), Jakob Gerisch (10), David Wagner (8). Der jüngste Teilnehmer war in diesem Lauf fünf Jahre alt.
(Autor: Jan Schiebeck)
© Bergsträßer Anzeiger, Mittwoch, 28.06.2017,
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